About inter.zin

Interzin Opinion Base

Thesen und Meinungen:

1. Kunstwerke bestehen heute aus 5% Werk und 95% Meinung. 1.1. Das gilt insbesondere für Medien-Kunstwerke.

2. Ein Betrachter, der heute einem Kunstwerk gegenübersteht, sieht in den meisten Fällen nur das Werk und sieht nicht, daß es eines besonderen Prozesses bedurfte, um das Werk an den Ort zu bringen, an dem der Betrachter es erblickt.

2.1 Dieser Prozeß ist meist unsichtbar gehalten.

2.2. Auch der Betrachter hat einen Prozeß durchlaufen, um zu dem Ort zu gelangen, an dem er das Kunstwerk erblickt. (Schulung)

2.3. Wenn beide Prozesse zusammenlaufen, stellt sich ein Erfolg ein. (Der Künstler und das Kunstwerk werden bekannt.)

 

3. Damit obige Prozesse zustande kommen können, müssen Meinungen gebildet werden. Diese sind sowohl dem Kunstwerk als auch einem Betrachter und allen weiteren am Akt der Kunstherstellung beteiligten (Museumspersonal...) zu eigen.

3.1. Ein Kunstwerk zu machen oder wahrzunehmen, bedarf nicht nur einer bestimmten Bildung, sondern auch einer steten Verbildung. Befindet sich das Werk erst einmal im Museum, Katalog, Ausstellungsraum, wird nur noch selten gefragt, wie es dahin kommen konnte. Streitfälle machen als Ausnahme diesen Prozess greifbar.

3.1.1 Einschub: wissenschaftstheoretisch ist nicht nur zu fragen, warum Theorien falsch sind (falsifiziert wurde), sondern auch, warum sie für wahr gehalten werden.

3.2 Erfolgreiche Kunstwerke sind genauso fragwürdig, wie erfolglose.

3.3 An der Meinungsbildung sind verschiedene Instanzen beteiligt: Künstler(Kollegen), Kritiker, Kuratoren, Galeristen, Museumsleiter, Publikum etc. Die Meinung ist ein Komplex.

 

4. Wenn das Kunstwerk zum grössten Teil aus Meinung besteht, dann geht es in einer fortgeschritttenen Position darum, diese Meinung auch sichtbar zu machen und so das Kunstwerk als Ganzes wahrzunehmen.

4.1. Ein Kunstwerk ist immer Symptom, es gilt die Krankheit dahinter zu indentifizieren.

4.1.1 Innerhalb einer Netzumgebung ist es allerdings fraglich, ob die Konzeption eines "dahinter" noch Sinn macht. Eher ist von einer topologischen Verschränkung auszugehen.

 

5. Es müssen Organe und Werkzeuge gebildet werden, die das Meinungspotential von Kunstwerken kritisieren, d.h. scheiden koennen.

5.1. Die Scheide ist ein Vornehmung des Vorbestands in seine Meinung.

5.1.1 Die Vorstellung einer Kunst abseits vom "Normalen" ist müßig. Kunst steht immer ausserhalb des Normalen und ist daher grundsätzlich kritisierbar.

5.2. Das vorliegende Vorhaben "interzin" soll ein Versuch sein im Netz Prozesse der Meinungsbildung aufzuzeigen, darzustellen, sowie selbst auf die Meinungsbildung einzuwirken.

5.2.1. Die Einwirkung ist absolut notwendig, weil es keine neutrale Haltung geben kann. Jede Unterbrechung (intercept) ist notwendig Parteinahme.

5.3. "intercept" ist im Netz als einer von vielen Orten gedacht, die Meinungen machen und kritisieren.

5.4. "interzin" repräsentiert vorläufig nur die Meinung von Stefan Beck, soweit Texte oder Beitraege nicht von anderen Autoren gezeichnet sind.

5.4.1 Andere sind jederzeit willkommen daran mitzuwirken, sofern sie obigen Prämissen zustimmen.

5.4.2. Ich schlage jedem, besonders den MedienkünstlerInnen, vor, sich mit der Frage zu beschäftigen: "Was ist das spezifisch €sthetische an meiner Arbeit?" Antworten in schriftlicher Form werden gerne von mir entgegengenommen. (stefan@thing-frankfurt.de)

5.5 "interzin" ist nicht lokal begrenzt, bezieht sich aber vorerst und notwendig auf Frankfurt.

5.5.1 In Frankfurt gibt es keine Kunstkritik, höchstens Kunstberichterstattung. Man beweise das Gegenteil!

5.6. Da in Frankfurt, wie anderswo auch, Kunstwerke aus Meinungen produzuiert werden, gilt es diese Meinungen zu kritisieren.

5.6.1. Mit der Verwirklichung dieses Vorhabens könnten sich auch andere Meinungen durchsetzen.

5.7. "interzin" heisst im Untertitel: "a digital (opinion base)".

Das heisst, es soll eine Meinungsbasis sein, die durch den Ausdruck "digital" geklammert wird.

5.7.1 "digital" ist keine Materialität, sondern ein Umgebung, ein Feld.

5.7.2 "digital" heisst hier nur leicht veränderbar, kopierbar, verknüpfbar.

5.7.2.1 das "digitale" ist mir immer vor-aus, ich kann es nie einholen.

5.7.3 Die Netzstruktur ist eigentlich analog, d.h. vergleichbar. Die Verknüpfungen überspringen gerade den digitalen Abgrund (Zwischen 1 und 0)

5.7.4 Meinungsbasis ist vorläufig sehr niedrig angesetzt. Es soll ein Ort sein, wo sich Meinungen sammeln koennen. Hülle.

5.7.4.1 "Hyle", sagt Heidegger, dachten die Griechen als einen Ort, an dem Unterschiede aufbewahrt werden.

5.7.4.2 Das intellektuelle Niveau kann hier nur als metasprachlicher Verweis betrachtet werden. Ansonsten gilt 5.4.

5.8. Über die Art und Weise, wie Meinungen in "interzin" upgedatet werden, insbesondere in zeitlicher Folge, koennen noch keine Angaben gemacht werden. Ansonsten gilt 5.4.

6.0 "interzin" nimmt mit Veroeffentlichung dieses Textes seine Arbeit auf.

© Stefan Beck 1995