Texte zur Kunst und Netzkunst 1996 - 2002

Drogen und Arbeitsplätze

Posted by Stefan Beck on Monday, April 15, 1996
Das Radio weckt mich mit den Nachrichten: Aussenminster der EU und der USA in Bolivien, um Druck auf das Land auszuüben seine gewaltige Produktion von Koka-Blättern (30.000 t/a) auf andere Erzeugnisse umzustellen. Die Bauern sollen Hilfe zur Umstellung auf Bananen, Ananas und Tee erhalten. Ich denke mir, schön und gut, aber die Probleme liegen doch woanders.
Wenn die USA und die EU nicht die Hauptkonsumenten von Kokain wären, dann gäbe es das Problem gar nicht oder nur in sehr vermindertem Masse, denn die Illegalität macht das Geschäft dermassen profitabel, dass ein Vakuum kaum anziehender sein könnte.
Wenn bolivianische Bauern lieber Bananen statt Koka anbauen wollen, niemand hat etwas dagegen, aber weder die USA und die EU wollen sich der Tatsache stellen, dass SIE die eigentlichen Drogenproduzenten sind. Ihre kapitalistische Wirtschaftsordnung ist der Hauptgrund für Drogenkonsum (ob Alkohol, Zigaretten, Koks oder Ecstasy).
In der Bekämpfung der Drogen bekämpfen sie eigentlich sich selbst, ihr böses Gesicht, dass sie nicht wahrhaben wollen. Es gibt nur eine Lösung: Ende mit der Illegalität, das macht auch Ende mit der Geldwäsche an der letztlich nur die Banken und damit der Staat verdienen. Die sogenannte Drogenbekämpfung ist immer unglaubwürdig, weil der Staat weiss, dass ihm von den reingewaschenen Drogen-Dollars (~400 Mrd US-$) doch eine ganze Menge zufällt.
Gleich danach kommt in den Nachrichten wieder diese unerträgliche Hetze gegen sogenannte "Missbräuche" des sozialen Netzes. Stichwort diesmal: "Lohnfortzahlung im Krankheitsfall".
Sie wollen also mit allen Mittel wieder den guten alten Kapitalismus, den wir ja immer schon verdeckt hatten, einführen; jetzt wird es offensichtlich: eine staatliche Kampfansage an alle die Arbeit haben. Sie wissen nicht, wie sie der Arbeitslosigkeit Herr werden sollen, also streben sie in letzter Konsequenz dazu, die für vogelfrei zu erklären, die noch Arbeit haben.
Das Spiel ist gut ausgemacht zwischen Bundesregierung, Arbeitsämtern und Arbeitgeber-Verbänden. Ganz zaghaft kommen jetzt auch die Gewerkschaften dazu. Was sollen sie auch machen, wenn sie zwar Mitglieder, aber keine Arbeiter mehr haben?

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Sorry, geht grad nicht.

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