In der gegenwärtigen Lage kann leicht der Eindruck entstehen, als handele es sich bei Kunst und Kultur um einen sportlichen Wettkampf, in dem ein möglichst olympiareifes Team Hürden meistert, die ihm von geschickten Vermittlern gelegt werden, während es sich eigentlich um einen Prozeß der Selbstverständigung auf Ziele und Vorstellungen bewegt, der weder Sieger noch Verlierer kennt.
Kunst hat mit Leistung nichts zu tun.
Kunst hat mit Leistung nichts zu tun.
Mit Recht beklagt daher der Herausgeber der Frankfurter Zeitschrift ROGUE, W E Baumann, in einem Rundbrief Ende Juli "den Niedergang der Kultur in Frankfurt" und wünscht sich dabei folgendes:
"Man könnte die Zeitschrift ROGUE dazu benützen, die hier vorhandenen Resourcen an Künstlern, das vorhandene (sub)kulturelle Umfeld und auch neue Ideen der Vermittlung vorzustellen, ja zu pushen. [...] Ich bin bereit, das Magazin ROGUE für etwa 6 Ausgaben dafür zur Verfügung zu stellen (oder spezielle Frankfurt-Ausgaben zu machen). ROGUE ist etabliert genug und seine Verbreitung im Rhein-Main-Gebiet genügend groß, um zeigen zu können, daß wir präsent sind und daß wir fabelhaft sind."
Es ist allerdings nicht nur irreführend, sondern aus Gründen, die sich aus der Freiheit der Kunst ableiten, gefährlich, wenn W E Baumann in diesem Rundbrief eine Reihe von Namen (in der Form: "Dieser Brief geht an: NAME, NAME, NAME, etc") nennt, die, den folgenden Zeilen aus dem Schreiben entnommen (Zitat:"Noch nie gab es in Frankfurt so viele interessante junge Künstler wie jetzt " u. "daß wir präsent sind und dass wir fabelhaft sind." [meine Hervorhebung]), den Eindruck erwecken, es handele sich bei diesen Namen um DIE jungen Künstler in Frankfurt.
Ich habe deshalb in einem Schreiben an W E Baumann ihm meine scharfen Bedenken gegen solches Vorgehen dargelegt, weil mir hier der Verweis auf das Anliegen "der Kultur in Frankfurt" zu gewichtig erscheint, um es als bloße Privatsache zu belassen. Anhand eines solchen Briefes ließe sich zeigen, warum Kultur hier in Frankfurt nicht so funktioniert, wie sie funktionieren könnte, nämlich als für alle Beteiligten freien und offenen Prozeß.
Es ist mir daher wichtig, festzustellen, daß es keineswegs darum geht, ob noch der eine oder die andere noch der Liste beigefügt werden sollte, sondern, daß das Aufstellen solcher Listen an sich schon ein Akt der Intoleranz ist.
Im Folgenden mein Brief:
"Lieber W E Baumann,
wenn es einen weiteren Beweis für den "Niedergang der Kultur in Frankfurt" gibt, dann muß ich ihn wohl in Deinem Rundschreiben zur Einladung ins "Hafenbad" erblicken.
Vorweg, es ist mir völlig egal, wen Du zu was und warum einladen willst, aber ich empfinde es als einen bedauerlichen Affront den Angeschriebenen in einer Art Liste halb-öffentlich eine von Dir empfundene Zusammengehörigkeit zu versichern.
Mit dieser Art von "Ausstellung" schaffst Du eine willkürliche Abgrenzung von all den Ungenannten und Unbekannten, die ebenfalls zu "der Kultur in Frankfurt" beitragen und beigetragen haben.
Wie Du richtig bemerkst, stehen die Zeiten schlecht, aber es ist keinesfalls nötig sie durch unnötige Konfrontation und Polarisierung noch weiter zu verschlechtern.
Kunst und Kultur halte ich für unteilbar, nur der Kunstmarkt operiert auf der Basis von Ausgrenzung und Differenzierung, indem er Namen auf schwer nachvollziehbare "Leistungen" indentifiziert.
Ich fände es nicht erstaunlich, wenn Du dieses Spiel mitspielen wolltest, nur solltest Du dann ehrlicherweise sagen, daß Du hier den Kunstmarkt vermißt, statt Dich hier auf "die Kultur in Frankfurt" zu beziehen, die nur als Gesamtheit und unter Mitwirkung aller Beteiligten funktionieren kann.
Ich frage mich wirklich, was Du Dir bei dieser losen Aufzählung gedacht hast und, was mit denen geschehen soll, die nicht auf Deiner Liste stehen. Sollen die etwa erschossen werden?
Was ich nicht als Spaß verstehe, sondern durchaus im Hinblick auf ähnliche Agitationen im rechten Spektrum beziehe, auf denen Menschen denunziert werden, die sich kritisch gegen Rechts aussprechen.
Die im Zuge der Sparmaßnahmen zunehmende Gewaltbereitschaft gegen Kulturschaffende (s. die Aktion gegen Romanov letztes Jahr Oktober) verbietet nach meiner Meinung jegliches Vorgehen auf Basis von Ausgrenzung und Differenzierung, weil es den immanenten Gang der Entwicklung nur unterstützt.
Ich spreche Dir das Recht ab, solche Art von Listen öffentlich zu verbreiten, es sei denn als vorweg kritisches und methodisch abgesichertes Unternehmen, das allen Beteiligten Raum gäbe sich dazu zu äußern.
Dein Vorgehen widerspricht meiner Vorstellung von Kunst in Freiheit zutiefst, und ich fordere Dich daher auf diese Liste zurückzuziehen und Dich öffentlich dafür zu entschuldigen. Mit freundlichen Grüßen "
Leider konnte ich zu dem von Baumann angeregten Treffen im Hafenbad nicht kommen, aber wie ich übereinstimmend von mehreren Beteiligten gehört habe, verlief die ganze Veranstaltung sehr unterschwellig.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Baumann hätten sich kleine Grüppchen gebildet, die sich dann nach einstündigem Getuschel mit Baumanns Verkündung der Herausgeber der nächsten sechs ROGUE Ausgaben aufgelöst hätten. Es hätte keinerlei Diskussion oder Dialog um die Frankfurter Kultur und wie die gegenwärtige Misere zu lösen wäre gegeben.
Ich möchte das als beinahe typisch für Frankfurt nennen; es wird von ober herab bestimmt, wer etwas machen darf oder nicht.
Die Sorge um "den Niedergang der Kultur in Frankfurt" war demnach nur vorgeschoben, und diejenigen, die von eben dieser Sorge angezogen, die Veranstaltung auch ohne explzite Einladung besuchten, mußten sich als billige Statisten dieser unglaubwürdigen Show mißbraucht sehen.
Der Kultur in Frankfurt ist dadurch großer Schaden entstanden.
"Man könnte die Zeitschrift ROGUE dazu benützen, die hier vorhandenen Resourcen an Künstlern, das vorhandene (sub)kulturelle Umfeld und auch neue Ideen der Vermittlung vorzustellen, ja zu pushen. [...] Ich bin bereit, das Magazin ROGUE für etwa 6 Ausgaben dafür zur Verfügung zu stellen (oder spezielle Frankfurt-Ausgaben zu machen). ROGUE ist etabliert genug und seine Verbreitung im Rhein-Main-Gebiet genügend groß, um zeigen zu können, daß wir präsent sind und daß wir fabelhaft sind."
Es ist allerdings nicht nur irreführend, sondern aus Gründen, die sich aus der Freiheit der Kunst ableiten, gefährlich, wenn W E Baumann in diesem Rundbrief eine Reihe von Namen (in der Form: "Dieser Brief geht an: NAME, NAME, NAME, etc") nennt, die, den folgenden Zeilen aus dem Schreiben entnommen (Zitat:"Noch nie gab es in Frankfurt so viele interessante junge Künstler wie jetzt " u. "daß wir präsent sind und dass wir fabelhaft sind." [meine Hervorhebung]), den Eindruck erwecken, es handele sich bei diesen Namen um DIE jungen Künstler in Frankfurt.
Ich habe deshalb in einem Schreiben an W E Baumann ihm meine scharfen Bedenken gegen solches Vorgehen dargelegt, weil mir hier der Verweis auf das Anliegen "der Kultur in Frankfurt" zu gewichtig erscheint, um es als bloße Privatsache zu belassen. Anhand eines solchen Briefes ließe sich zeigen, warum Kultur hier in Frankfurt nicht so funktioniert, wie sie funktionieren könnte, nämlich als für alle Beteiligten freien und offenen Prozeß.
Es ist mir daher wichtig, festzustellen, daß es keineswegs darum geht, ob noch der eine oder die andere noch der Liste beigefügt werden sollte, sondern, daß das Aufstellen solcher Listen an sich schon ein Akt der Intoleranz ist.
Im Folgenden mein Brief:
"Lieber W E Baumann,
wenn es einen weiteren Beweis für den "Niedergang der Kultur in Frankfurt" gibt, dann muß ich ihn wohl in Deinem Rundschreiben zur Einladung ins "Hafenbad" erblicken.
Vorweg, es ist mir völlig egal, wen Du zu was und warum einladen willst, aber ich empfinde es als einen bedauerlichen Affront den Angeschriebenen in einer Art Liste halb-öffentlich eine von Dir empfundene Zusammengehörigkeit zu versichern.
Mit dieser Art von "Ausstellung" schaffst Du eine willkürliche Abgrenzung von all den Ungenannten und Unbekannten, die ebenfalls zu "der Kultur in Frankfurt" beitragen und beigetragen haben.
Wie Du richtig bemerkst, stehen die Zeiten schlecht, aber es ist keinesfalls nötig sie durch unnötige Konfrontation und Polarisierung noch weiter zu verschlechtern.
Kunst und Kultur halte ich für unteilbar, nur der Kunstmarkt operiert auf der Basis von Ausgrenzung und Differenzierung, indem er Namen auf schwer nachvollziehbare "Leistungen" indentifiziert.
Ich fände es nicht erstaunlich, wenn Du dieses Spiel mitspielen wolltest, nur solltest Du dann ehrlicherweise sagen, daß Du hier den Kunstmarkt vermißt, statt Dich hier auf "die Kultur in Frankfurt" zu beziehen, die nur als Gesamtheit und unter Mitwirkung aller Beteiligten funktionieren kann.
Ich frage mich wirklich, was Du Dir bei dieser losen Aufzählung gedacht hast und, was mit denen geschehen soll, die nicht auf Deiner Liste stehen. Sollen die etwa erschossen werden?
Was ich nicht als Spaß verstehe, sondern durchaus im Hinblick auf ähnliche Agitationen im rechten Spektrum beziehe, auf denen Menschen denunziert werden, die sich kritisch gegen Rechts aussprechen.
Die im Zuge der Sparmaßnahmen zunehmende Gewaltbereitschaft gegen Kulturschaffende (s. die Aktion gegen Romanov letztes Jahr Oktober) verbietet nach meiner Meinung jegliches Vorgehen auf Basis von Ausgrenzung und Differenzierung, weil es den immanenten Gang der Entwicklung nur unterstützt.
Ich spreche Dir das Recht ab, solche Art von Listen öffentlich zu verbreiten, es sei denn als vorweg kritisches und methodisch abgesichertes Unternehmen, das allen Beteiligten Raum gäbe sich dazu zu äußern.
Dein Vorgehen widerspricht meiner Vorstellung von Kunst in Freiheit zutiefst, und ich fordere Dich daher auf diese Liste zurückzuziehen und Dich öffentlich dafür zu entschuldigen. Mit freundlichen Grüßen "
Leider konnte ich zu dem von Baumann angeregten Treffen im Hafenbad nicht kommen, aber wie ich übereinstimmend von mehreren Beteiligten gehört habe, verlief die ganze Veranstaltung sehr unterschwellig.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Baumann hätten sich kleine Grüppchen gebildet, die sich dann nach einstündigem Getuschel mit Baumanns Verkündung der Herausgeber der nächsten sechs ROGUE Ausgaben aufgelöst hätten. Es hätte keinerlei Diskussion oder Dialog um die Frankfurter Kultur und wie die gegenwärtige Misere zu lösen wäre gegeben.
Ich möchte das als beinahe typisch für Frankfurt nennen; es wird von ober herab bestimmt, wer etwas machen darf oder nicht.
Die Sorge um "den Niedergang der Kultur in Frankfurt" war demnach nur vorgeschoben, und diejenigen, die von eben dieser Sorge angezogen, die Veranstaltung auch ohne explzite Einladung besuchten, mußten sich als billige Statisten dieser unglaubwürdigen Show mißbraucht sehen.
Der Kultur in Frankfurt ist dadurch großer Schaden entstanden.
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Sorry, geht grad nicht.