"Zeil und Kunst" heißt eine Ausstellung, die dumm und platt daherkommt, und uns eigentlich nichts angehen sollte, wären da nicht noch ein paar nette Kleinigkeiten.
Nicht, daß ich die verantwortlichen Kuratoren Kasper König, Brigitte Kölle (Portikus) und Florian Waldvogel (Städelschule) fragen wollte, wie sie auf die hirnverbrannte Idee gekommen sind, sich von einer Vereinigung von Kaufleuten der Frankfurter Geschäftsstrasse Zeil beauftragen zu lassen Künstler für die Dekoration, anders kann ich es nicht bezeichnen, von Schaufenstern auszuwählen.
Nein, zu fragen wären sie, und schließlich dann auch die Künstler, ob sie eigentlich wissen was diese Vereinigung von Zeil-Kaufleuten mit Namen "Zeil-Aktiv" eigentlich macht.
"Zeil-Aktiv" dient vor allem der Image-Verbesserung des "Einkaufparadieses" Zeil, und das ist schwer bedrängt, denn da stehen massenhaft Menschen auf der Zeil herum, die nichts anderes tun als den ganzen Tag Bier zu trinken und durch dieses unangenhmen Verhalten brave Konsumenten vom Shoppen abzuhalten.
"Zeil Aktiv" möchte diese Personen vor ihren Läden weg haben, wie Anfang Juni in der Frankfurter Rundschau zu lesen war.
Und schon Ende 1995, gerade inmitten des Weihnachtsgeschäftes, war in der FAZ zu lesen: "'Wenn man von diesen Trinkern an der Hauptwache etwas will, dann nützt keine Diplomatie.' Und er will etwas von diesen Leuten. Sie sollen sich etwas Anständiges anziehen und die Besucher nicht belästigen."
"Er", das ist Wolfgang Wehrum, ehemaliger Polizist und jetzt Angestellter von "Zeil Aktiv", für die er nun den Saubermann spielt.
Wie in den letzten Monaten in etlichen Zeitungsartikel nachzulesen war geht es darum die Zeil von allen Personen, die nicht dem Bild des normalen Konsumenten entsprechen, Bettlern, Obdachlosen, "Herumhängern" zu "säubern".
Ginge es nach Willen der Kaufhausbesitzer so hätten sie die Zeil am Liebsten als Privatstraße auf der sie nach Belieben Hausrecht ausüben und ihnen unliebsame Menschen gleich ausweisen könnten.
Tatsächlich versuchen sie schon durch vorgeschobene, der Stadt abgemietete Ladenstände vor ihren Eingängen das Hausrecht immer weiter hinaus auf die Zeil auszudehnen.
Eine Straße, die eigentlich allen gehört, wird so Schritt für Schritt zum Eigentum weniger, die sich nur um ihre Profite sorgen.
Weil aber die Zeil nicht ohne großes Aufsehen entöffentlicht werden kann, muß ein Umweg über die Sicherheitslage gemacht werden.
Aus einer Reihe von Personen, die nicht der normalisierten Vorstellung der Warenhausbesitzer entsprechen, wird eine Gefahr konstruiert, auf die die informierte Öffentlichkeit reagieren, sprich anzeigen sollte.
Damit das auch entsprechend einfach geht, soll dann auf der Zeil ein Glaspavillon errichtet werden, in dem Sicherheitsleute, die Denunziationen von Bürgern gegen Bürger aufnehmen und angemessen verfolgen sollen (Was wäre auch eine Denunziation ohne Folgen?). Kleinigkeit nur, daß man sich nur noch nicht geeinigt hat, ob in diesem Glashaus dann echte Polizisten oder private Sicherheitsdienste sitzen und wer sie, die Stadt oder "Zeil aktiv", bezahlen soll.
Die Zeil wird also in nächster Zeit zu einer hochsensiblen Straße, einer COMSUMERS ENFORCEMENT ZONE gewissermassen, auf der geflüstert werden darf, denn überall sollen ja entsprechend hellhörige Ohren entstehen, die jeden kleinsten Piepser des Misbehagens seiner ihm entsprechenden Bearbeitung zuführen werden.
Wer definiert aber was eine anzuzeigende Abweichung ist? Dazu braucht es niemanden, denn aus der Apparatur selbst erzeugt sich ein Un-normalzustand, der fortlaufend ins Lot zu bringen ist. Das Ohr des Pavillons ist gleichzeitig schon die Stimme des (Klein)-Bürgers, der sich endlich ihm gemäß artikulieren darf. Hier wird die Grammatik bereit gestellt, die Vokabeln werden sich finden.
Daß von all dem niemand von den Kuratoren und eingeladenen Künstlern etwas gewußt haben will, ist schwer glaubhaft. Es stand so oft schon in der Zeitung, daß selbst ich als bloßer Kaffeehausleser davon informiert war, wer "Zeil Aktiv" eigentlich ist.
Also, diese Ausstellung ist gelinde gesagt eine Schweinerei.
Hier wird Kunst in einem doppelten Sinne instrumentalisiert, einmal indem sie die Künstler zu Schaufensterdekorateuen degradiert (da kursieren einige tolle Gerüchte welches Kaufhaus sich wie seine Kunst bestellte und auswählte), zum anderen, indem sie die Kunst in den Dienst der Imageverbesserung einer Clique von Kaufleuten stellt, die massiv gegen Außenseiter und sozial Schwache dieser Gesellschaft vorgeht.
Glaubt etwa jemand, es macht Spaß den ganzen Tag auf der Zeil herum zu stehen?
Hier handelt es sich um "angewandte" Kunst von ihrer bösesten Seite, als Affirmation und Bestätigung der immer schon Mächtigen und als Tritt in den Arsch derer, die schon längst keine Stimme in dieser Gesellschaft haben.
Die beteiligten Künstler durften immerhin noch zwischem Barem und einem Einkaufgutschein wählen.
P.S. Von all dem war in der Frankfurter Presse nichts zu lesen. Dort wurden in dümmlicher Manier die einzelnen Kunstwerke "besprochen", wer wo brillierte oder daneben lag.
Sinn, Zweck und Hintergrund dieser Ausstellung wurden dabei nirgendwo in Zweifel gezogen. Das wäre vielleicht auch zuviel gewesen, denn dann hätte sie ja entdecken müssen, daß sie bei solchem Vorgehen gerechterweise an ihre Selbstabschaffung denken müßte. Das kann doch keiner wollen.
P.P.S Es ist vielleicht noch eine Anmerkung wert, dass Kasper König diese Ausstellung von Pertra Roth eröffnen liess, die gerade vor kurzem erst das Theater am Turm schliessen ließ. Königs Auftritt gemeinsam mit Roth zeugt von wenig Sensibilität für die von der Schliessung betroffenen Künstler sowie für die kulturelle Lage im Allgemeinen.
Nein, zu fragen wären sie, und schließlich dann auch die Künstler, ob sie eigentlich wissen was diese Vereinigung von Zeil-Kaufleuten mit Namen "Zeil-Aktiv" eigentlich macht.
"Zeil-Aktiv" dient vor allem der Image-Verbesserung des "Einkaufparadieses" Zeil, und das ist schwer bedrängt, denn da stehen massenhaft Menschen auf der Zeil herum, die nichts anderes tun als den ganzen Tag Bier zu trinken und durch dieses unangenhmen Verhalten brave Konsumenten vom Shoppen abzuhalten.
"Zeil Aktiv" möchte diese Personen vor ihren Läden weg haben, wie Anfang Juni in der Frankfurter Rundschau zu lesen war.
Und schon Ende 1995, gerade inmitten des Weihnachtsgeschäftes, war in der FAZ zu lesen: "'Wenn man von diesen Trinkern an der Hauptwache etwas will, dann nützt keine Diplomatie.' Und er will etwas von diesen Leuten. Sie sollen sich etwas Anständiges anziehen und die Besucher nicht belästigen."
"Er", das ist Wolfgang Wehrum, ehemaliger Polizist und jetzt Angestellter von "Zeil Aktiv", für die er nun den Saubermann spielt.
Wie in den letzten Monaten in etlichen Zeitungsartikel nachzulesen war geht es darum die Zeil von allen Personen, die nicht dem Bild des normalen Konsumenten entsprechen, Bettlern, Obdachlosen, "Herumhängern" zu "säubern".
Ginge es nach Willen der Kaufhausbesitzer so hätten sie die Zeil am Liebsten als Privatstraße auf der sie nach Belieben Hausrecht ausüben und ihnen unliebsame Menschen gleich ausweisen könnten.
Tatsächlich versuchen sie schon durch vorgeschobene, der Stadt abgemietete Ladenstände vor ihren Eingängen das Hausrecht immer weiter hinaus auf die Zeil auszudehnen.
Eine Straße, die eigentlich allen gehört, wird so Schritt für Schritt zum Eigentum weniger, die sich nur um ihre Profite sorgen.
Weil aber die Zeil nicht ohne großes Aufsehen entöffentlicht werden kann, muß ein Umweg über die Sicherheitslage gemacht werden.
Aus einer Reihe von Personen, die nicht der normalisierten Vorstellung der Warenhausbesitzer entsprechen, wird eine Gefahr konstruiert, auf die die informierte Öffentlichkeit reagieren, sprich anzeigen sollte.
Damit das auch entsprechend einfach geht, soll dann auf der Zeil ein Glaspavillon errichtet werden, in dem Sicherheitsleute, die Denunziationen von Bürgern gegen Bürger aufnehmen und angemessen verfolgen sollen (Was wäre auch eine Denunziation ohne Folgen?). Kleinigkeit nur, daß man sich nur noch nicht geeinigt hat, ob in diesem Glashaus dann echte Polizisten oder private Sicherheitsdienste sitzen und wer sie, die Stadt oder "Zeil aktiv", bezahlen soll.
Die Zeil wird also in nächster Zeit zu einer hochsensiblen Straße, einer COMSUMERS ENFORCEMENT ZONE gewissermassen, auf der geflüstert werden darf, denn überall sollen ja entsprechend hellhörige Ohren entstehen, die jeden kleinsten Piepser des Misbehagens seiner ihm entsprechenden Bearbeitung zuführen werden.
Wer definiert aber was eine anzuzeigende Abweichung ist? Dazu braucht es niemanden, denn aus der Apparatur selbst erzeugt sich ein Un-normalzustand, der fortlaufend ins Lot zu bringen ist. Das Ohr des Pavillons ist gleichzeitig schon die Stimme des (Klein)-Bürgers, der sich endlich ihm gemäß artikulieren darf. Hier wird die Grammatik bereit gestellt, die Vokabeln werden sich finden.
Daß von all dem niemand von den Kuratoren und eingeladenen Künstlern etwas gewußt haben will, ist schwer glaubhaft. Es stand so oft schon in der Zeitung, daß selbst ich als bloßer Kaffeehausleser davon informiert war, wer "Zeil Aktiv" eigentlich ist.
Also, diese Ausstellung ist gelinde gesagt eine Schweinerei.
Hier wird Kunst in einem doppelten Sinne instrumentalisiert, einmal indem sie die Künstler zu Schaufensterdekorateuen degradiert (da kursieren einige tolle Gerüchte welches Kaufhaus sich wie seine Kunst bestellte und auswählte), zum anderen, indem sie die Kunst in den Dienst der Imageverbesserung einer Clique von Kaufleuten stellt, die massiv gegen Außenseiter und sozial Schwache dieser Gesellschaft vorgeht.
Glaubt etwa jemand, es macht Spaß den ganzen Tag auf der Zeil herum zu stehen?
Hier handelt es sich um "angewandte" Kunst von ihrer bösesten Seite, als Affirmation und Bestätigung der immer schon Mächtigen und als Tritt in den Arsch derer, die schon längst keine Stimme in dieser Gesellschaft haben.
Die beteiligten Künstler durften immerhin noch zwischem Barem und einem Einkaufgutschein wählen.
P.S. Von all dem war in der Frankfurter Presse nichts zu lesen. Dort wurden in dümmlicher Manier die einzelnen Kunstwerke "besprochen", wer wo brillierte oder daneben lag.
Sinn, Zweck und Hintergrund dieser Ausstellung wurden dabei nirgendwo in Zweifel gezogen. Das wäre vielleicht auch zuviel gewesen, denn dann hätte sie ja entdecken müssen, daß sie bei solchem Vorgehen gerechterweise an ihre Selbstabschaffung denken müßte. Das kann doch keiner wollen.
P.P.S Es ist vielleicht noch eine Anmerkung wert, dass Kasper König diese Ausstellung von Pertra Roth eröffnen liess, die gerade vor kurzem erst das Theater am Turm schliessen ließ. Königs Auftritt gemeinsam mit Roth zeugt von wenig Sensibilität für die von der Schliessung betroffenen Künstler sowie für die kulturelle Lage im Allgemeinen.
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Sorry, geht grad nicht.