Über ein Übermass an zeitgenössischer Kunst muss sich Frankfurts Nachbarstadt Offenbach eigentlich nicht beschweren. Dafür kann man hier im mainhessischen Hinterland zuweilen noch einen echten Kunstskandal erleben. So etwa diesen Sommer, als die von Manfred Stumpf geleitete Klasse der Offenbacher HfG Müllwagen der städtischen Entsorgungswerke gestalten durften.
Dies geschah in mehr oder weniger enger Anlehnung an den Stil des Lehrers mit mehr oder weniger verfremdeten Symbolen mehr oder weniger sakraler Herkunft. Doch obgleich die von den Studenten einschlägig informierten Müllmänner für die Kunstmission gut gerüstet schienen, stiess das gutgemeinte ÑUnser Dorf soll schöner werdenì auf wenig Gegenliebe. Herrschte während der ersten beiden Monate der Aktion noch scheinheiliger Friede, so entbrannte bald nach Ende der parlamentarischen Sommerpause der Zorn der Gerechten in den den Reihen der Christlichen Deutschen Union. Wider die Blasphemie und Verhöhnung des wahren Glaubens wurde der Gestaltung der Müllkarossen einheitlich eine parteilich beglaubigte Abfuhr erteilt. Da half es auch nichts, dass ein ortsansässiger Gottesmann die Kreuzzügler um Kenntnisnahme der von der Ersten Welt mitaufgehäuften Müllberge bat, in denen manches Dritte-Welt-Land zu versinken droht. Anfang September wurde die Entsorgungswagenverschönerung ebenso schnöde wie verfrüht entsorgt. Zwar ist der Streit um den Müll, die Stadt und die Kunst, der seinerzeit die Gemüter mehr erhitzt hat, als es der laue hessische Sommer je vermocht hätte, über die Wintermonate weitgehend abgekühlt. Doch da der Grundkonflikt eigentlich nur totgeschwiegen wurde, steht eine Wiederaufnahme der Gespräche aus. Die ist inzwischen für den neunten Januar angesetzt, neben Manfred Stumpf (HfG), Joachim Böger von den Offenbacher Entsorgungswerken (ESO) und Jean- Christophe Ammann werden auch Vertreter der Kirchen und der Parteien die Diskussionsrunde be-streiten. Allein schon das aktuelle Winterschmuddelwetter lässt das Ergebnis des Roundtable mit Spannung erwarten: Vielleicht dürfen wir uns ja, so ein Neujahrswunder geschieht und sich die Christsozialen doch noch in Sack und Asche werfen, über kunstgeschmückte Streutrupps freuen?
Daten: Podiumsdiskussion am 9. 01. 1997, 17.00 h mit Manfred Stumpf (HfG), Joachim Böger (ESO), Jean- Christophe Ammann (MMK) sowie Vertretern der Kirchen und der Parteien, im Arabellahotel/Büsing-Palais, Berliner Str. 111, Offenbach/M., danach stehen die ehemaligen Müllwagenschmuckstücke zur Versteigerung (der Erlös geht je zur Hälfte an den BUND Offenbach und an die HfG-Projektgruppe.)
Eine Projektdokumentation mit Skizzen, Bildern, Photographien und Pressespiegel, Texten von Stumpf, Ammann und Böger sowie einem Resümee der Podiumsdiskussion ist in Vorbereitung und ab Februar für DM 28,- (plus Porto) über Ruth Schwaier (T. 069-396474) und Konstantin Adamopoulos (T. 069-622274) erhältlich.
Daten: Podiumsdiskussion am 9. 01. 1997, 17.00 h mit Manfred Stumpf (HfG), Joachim Böger (ESO), Jean- Christophe Ammann (MMK) sowie Vertretern der Kirchen und der Parteien, im Arabellahotel/Büsing-Palais, Berliner Str. 111, Offenbach/M., danach stehen die ehemaligen Müllwagenschmuckstücke zur Versteigerung (der Erlös geht je zur Hälfte an den BUND Offenbach und an die HfG-Projektgruppe.)
Eine Projektdokumentation mit Skizzen, Bildern, Photographien und Pressespiegel, Texten von Stumpf, Ammann und Böger sowie einem Resümee der Podiumsdiskussion ist in Vorbereitung und ab Februar für DM 28,- (plus Porto) über Ruth Schwaier (T. 069-396474) und Konstantin Adamopoulos (T. 069-622274) erhältlich.
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Sorry, geht grad nicht.