Texte zur Kunst und Netzkunst 1996 - 2002

Sie jubeln in einem fort

Posted by Stefan Beck on Monday, January 13, 1997
Wie schon weiter unten Besprochen hat sich der Frankfurter Publizist und Herausgeber der Zeitschrift ROGUE WE Baumann mit seiner Einladung zu einem Treffen im Frankfurter Hafenbad vom Juli letzten Jahres micht gerade rühmlich hervorgetan.

Stein des Anstoßes war eine mit dem Einladungsschreiben verschickte Liste von KünstlerInnen und Kulturschaffenden, die den Eindruck erweckte als handele es sich um alle bzw. DIE Frankfurter Kulturschaffenden.
Mittlerweile ist ROGUE Nr. 33 erschienen, darin findet sich das Ergebnis des Juli Treffens abgedruckt.

Zitat Baumann: "als ein Ergebnis des Treffens im 'Hafenbad' werden verschiedene Künstler, Künstlergruppen und Kulturvermittler aus dem RheinMain-Gebiet im Lauf der nächsten eineinhalb Jahre eine Ausgabe von ROGUE konzipieren und gestalten; dies sind" Es folgt eine weitere Liste.

Bemerkenswert daran ist weder die Tatsache, warum vor dem Hintergrund des Jammerns um "den Niedergang der Kultur in Frankfurt" (Baumann) in immerhin kommenden Ausgaben von ROGUE nur Frankfurter zum Zuge kommen sollen, als wäre Kultur in Frankfurt eine beinah-nationale Aufgabe bloß von Frankfurtern, die nochmals chauvinistisch abzufeiern wäre, noch die Frage, wer eigentlich, warum und auf welche Weise die mehr als 30 Editoren der nächsten ROGUE-Ausgaben auswählte (interessant dabei, daß von den Editoren einige gar nicht eingeladen waren), sondern der neue Slogan zu diesem Vorgang: "ROGUE als missing link zu den Künstlern!", der nochmals im Namenszug auftaucht:"ROGUE the missing link."

Ich frage mich hier, für wie dumm sich die auf der ROGUE Liste genannten Editoren noch verkaufen lassen?

In welchem Sinne besteht eigentlich eine Lücke, die es von ROGUE zu schließen gilt? Welche Position nimmt ROGUE ein, und welche die KünstlerInnen, und wieso wird durch "missing" behauptet, daß da irgendetwas fehle, das durch das Einstehen von ROGUE geschlossen würde?

Ich meine, zumindestens von den KünstlerInnen hat jede/r sein/ihr eigene/s und von niemandem zu bezweifelnde Daseinsberechtigung; und ROGUE hat sie nicht.

Jede/r Künstler/in kann ohne ROGUE auskommen, ROGUE nicht ohne die KünstlerInnen.

Stattdessen tritt ROGUE autoritär und arrogant auf und verkündet sich als unentbehrlich. (Was nebenbei fast alle Kunst-Zeitschriften tun, um von ihrer eigenen Überflüssigkeit abzulenken.) Die KünstlerInnen unter den ROGUE Editoren haben mit dem Abdruck ihrer Namen in ROGUE für ihre eigene Bedeutungslosigkeit gezeichnet.

Interessant dabei finde ich an der Liste, daß anscheinend Brigitte Kölle, Thomas Bayrle, Florian Waldvogel und Kasper König jeweils eigene Hefte machen dürfen, während alle anderen Editoren als Paare oder Gruppen genannt werden.

Warum stehen die, die in Frankfurt schon die größte Deutungsmacht in der Kunstszene besitzen (oder wie Kölle und Waldvogel anstreben), mit einem eigenen Heft ein, während der Rest, vorwiegend KünstlerInnen, Geschmeinschaftsarbeit machen müssen oder sollen.

Doch nicht weil beim letzten Treffen für die Verpflegung "dank K.K. gesorgt" (Baumann) war?

Ich bin gespannt, in welchem Sinne diese (fantastischen) vier ihre eigene "missing link zu den Künstlern" ausfüllen werden.

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Sorry, geht grad nicht.

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