Wie in der Frankfurter Rundschau vom gestrigen Freitag zu lesen war, will der Kulturdezernent der Stadt Frankfurt Hans-Bernhard Nordhoff nichts unternehmen, um Kasper König, Rektor der Staedelschule und des Portikus, weiterhin an Frankfurt zu binden. König verhandelt derzeit um den Direktorenposten des Museum Ludwig in Köln.
Die Sache war dem Frankfurter Stadtparlament einige Aufregung wert. Zitiert aus der Frankfurter Rundschau:
"'Mit ihnen zu diskutieren, ist, als wolle man einen Pudding an die Wand nageln!', rief Ann Anders, die Sprecherin der Grünen, Nordhoff zu. Der Kulturdezernent wolle >ohne Not< einen der profiliertesten Vertreter der Kulturszene ziehen lassen.
'Haben sie seine Wünsche und seinen finanziellen Bedarf ermittelt?', fragte Anders." [...] "Ein düsteres bild malte der Sprecher der FDP, Jost Arnsperger. 'Profilierte Kulturschaffende verlassen die Stadt und fühlen ich nicht mehr gut behandelt', bilanzierte er."
Nun muss ich sagen, dass ich nicht weiter traurig waere, wenn Kasper König ginge. Und auch das Stadtparlament nimmt eine einigermassen touristische Perspektive ein, die sich kaum mit der deckt, die hier leben und arbeiten muessen. Wenn ich eine erste Bilanz ziehen duerfte, so bleibt ausser ein paar netten Minuten auf den Treppen des Portikus nichts uebrig -, und auch die waren nur den groesstenteils schalen Ausstellungen und ihrem verwelkten 80er-jahre Publikum abgetrotzt.
Ich würde König als jemand in Erinerung behalten, der an der Städelschule ein ziemlich autoritäres und chauvinistisches Regime aufgezogen hat, das Schmeichler und Duckmaeuser bevorzugte. Und sonst in der Kunst den Anschluss verpasste. Von neuen Medien und zeitgenoessischer Theorie fehlt an der Staedelschule jede Spur. Stattdessen wurde permanent ein obsoletes, an fragwuerdigen Kunstmarkterfolgen orientiertes maennliches Kuenstlerideal tradiert. Man sehe sich nur die Möbelkünstler Tobias Rehberger und Stefan Kern an. Daß die ganze Szene der Frankfurter Offspaces eigentlich aus Leuten besteht, die bei König nicht ankamen, wird man ihm schwerlich als Pluspunkt anrechnen koennen.
Ansonsten hat er sich auch noch mit einigen m. E. dümmlichen Ausstellungen hervorgetan, die sich der einheimischen Wirtschaftswelt andienerten, so.z.b "Zeil und Kunst" 1996, die auch noch mit der äusserst fragwürdigen Privatpolizei der Zeilanrainer "Zeil Aktiv" kuschelte.
Auf dem Gebiet der gehobenen Innenausstattung führender Unternehmen konnte er ebensfalls Erfolge für sich verbuchen und etwas Papierarbeit und diverse Möbelbasteleien oben genannter Künstler an den Mann bringen. Nur die durch solche Art von Vetretertätigkeit düpierten Frankfurter GaleristInnen konnten ihm das auch noch zum Vorwurf machen.
Jetzt ist die FDP auf den Gedanken kommen ausgerechnet die Staedelschule mit DM 1,5 Mio zusaetzlichem Etat begluecken zu wollen (aus der FR). Dabei ist weniger die Staedelschule das Problem als der schleichende Abgang ihrer Absolventen nach Berlin, und in deren Zuge andere Kulturschaffende. Auch in meinem Umfeld sind in den letzten Jahren 10-15 leute nach Berlin gegangen.
Waehrend es fuer die "profiliertesten Kulturschaffenden" immer Ersatz gibt, fehlt dieser auf Seiten derer, die sich noch profilieren koennten. Es waere irrig anzunehmen, die Nachrueckenden an der Staedelschule koennten diese Luecken einfach wieder schliessen, wenn nicht das entsprechende Umfeld, das zum Bleiben reizte, geschaffen wuerde.
Das Problem von Frankfurt ist sicher nicht der Abgang von ein paar Grosskopfeten, die irgendwo anderes einen dickeren Chefsessel angeboten kriegen, als das Fehlen eines heimischen Umfeldes fuer eine lokale Kultur. Wenn die FDP dieses Geld wirklich aufbraechte (was ich nicht glaube), dann waere es besser in die lokale (Sub)Kultur investiert, die sich aus dem mageren Posten von DM 20.000,- zu naehren versucht, die dem Amt fuer Wissenschaft und Kunst zur Foerderung von Kunst im oeffentlichen Raum zur Verfuegung steht.
Auf der Staedelschule heisst es bis auf weiteres: Ausbilden für Berlin!
s.a. multi.trudi "studio berlin"
"'Mit ihnen zu diskutieren, ist, als wolle man einen Pudding an die Wand nageln!', rief Ann Anders, die Sprecherin der Grünen, Nordhoff zu. Der Kulturdezernent wolle >ohne Not< einen der profiliertesten Vertreter der Kulturszene ziehen lassen.
'Haben sie seine Wünsche und seinen finanziellen Bedarf ermittelt?', fragte Anders." [...] "Ein düsteres bild malte der Sprecher der FDP, Jost Arnsperger. 'Profilierte Kulturschaffende verlassen die Stadt und fühlen ich nicht mehr gut behandelt', bilanzierte er."
Nun muss ich sagen, dass ich nicht weiter traurig waere, wenn Kasper König ginge. Und auch das Stadtparlament nimmt eine einigermassen touristische Perspektive ein, die sich kaum mit der deckt, die hier leben und arbeiten muessen. Wenn ich eine erste Bilanz ziehen duerfte, so bleibt ausser ein paar netten Minuten auf den Treppen des Portikus nichts uebrig -, und auch die waren nur den groesstenteils schalen Ausstellungen und ihrem verwelkten 80er-jahre Publikum abgetrotzt.
Ich würde König als jemand in Erinerung behalten, der an der Städelschule ein ziemlich autoritäres und chauvinistisches Regime aufgezogen hat, das Schmeichler und Duckmaeuser bevorzugte. Und sonst in der Kunst den Anschluss verpasste. Von neuen Medien und zeitgenoessischer Theorie fehlt an der Staedelschule jede Spur. Stattdessen wurde permanent ein obsoletes, an fragwuerdigen Kunstmarkterfolgen orientiertes maennliches Kuenstlerideal tradiert. Man sehe sich nur die Möbelkünstler Tobias Rehberger und Stefan Kern an. Daß die ganze Szene der Frankfurter Offspaces eigentlich aus Leuten besteht, die bei König nicht ankamen, wird man ihm schwerlich als Pluspunkt anrechnen koennen.
Ansonsten hat er sich auch noch mit einigen m. E. dümmlichen Ausstellungen hervorgetan, die sich der einheimischen Wirtschaftswelt andienerten, so.z.b "Zeil und Kunst" 1996, die auch noch mit der äusserst fragwürdigen Privatpolizei der Zeilanrainer "Zeil Aktiv" kuschelte.
Auf dem Gebiet der gehobenen Innenausstattung führender Unternehmen konnte er ebensfalls Erfolge für sich verbuchen und etwas Papierarbeit und diverse Möbelbasteleien oben genannter Künstler an den Mann bringen. Nur die durch solche Art von Vetretertätigkeit düpierten Frankfurter GaleristInnen konnten ihm das auch noch zum Vorwurf machen.
Jetzt ist die FDP auf den Gedanken kommen ausgerechnet die Staedelschule mit DM 1,5 Mio zusaetzlichem Etat begluecken zu wollen (aus der FR). Dabei ist weniger die Staedelschule das Problem als der schleichende Abgang ihrer Absolventen nach Berlin, und in deren Zuge andere Kulturschaffende. Auch in meinem Umfeld sind in den letzten Jahren 10-15 leute nach Berlin gegangen.
Waehrend es fuer die "profiliertesten Kulturschaffenden" immer Ersatz gibt, fehlt dieser auf Seiten derer, die sich noch profilieren koennten. Es waere irrig anzunehmen, die Nachrueckenden an der Staedelschule koennten diese Luecken einfach wieder schliessen, wenn nicht das entsprechende Umfeld, das zum Bleiben reizte, geschaffen wuerde.
Das Problem von Frankfurt ist sicher nicht der Abgang von ein paar Grosskopfeten, die irgendwo anderes einen dickeren Chefsessel angeboten kriegen, als das Fehlen eines heimischen Umfeldes fuer eine lokale Kultur. Wenn die FDP dieses Geld wirklich aufbraechte (was ich nicht glaube), dann waere es besser in die lokale (Sub)Kultur investiert, die sich aus dem mageren Posten von DM 20.000,- zu naehren versucht, die dem Amt fuer Wissenschaft und Kunst zur Foerderung von Kunst im oeffentlichen Raum zur Verfuegung steht.
Auf der Staedelschule heisst es bis auf weiteres: Ausbilden für Berlin!
s.a. multi.trudi "studio berlin"
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Sorry, geht grad nicht.